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Aggregat - Personen - Biographien - Wernher von Braun  

Episoden zum Hundertsten

23. März 2010:  Heute ist Wernher von Brauns 98. Geburtstag.
Es bleiben noch zwei Jahre bis zum 100. Dass dieser Tag im Jahre 2012 gebührend gefeiert werden wird, ist für alle Personen, die seine Leistungen schätzen und seine Aura anerkennen, eine Herausforderung. Ich möchte mit einer kleinen Erzählung die kommenden 24 Monate einläuten und regelmäßig über Aktivitäten im Rahmen der Vorbereitungen auf diesen großen Ehrentag berichten.

Episode 1
Wernher von Braun: Der Traum- und Weltraum-Pionier
von Ulrich Nexus aus „Gedankenpioniere 1“

Die Sterne funkelten bereits am Frühabendhimmel des Jahres 1968, als ich mich auf den Weg zum Stadtpark machte. An dessen Südostseite stand ein modernes Gebäude mit einem langen und breiten Freigang. Unten befanden sich die Räume der Stadtsparkasse Erkrath. Darüber lag die Stadtbibliothek, dessen Eingang am Ende des Freigangs hell beleuchtetet war.
Ich öffnete die Tür und stürmte die Treppe hoch. Die Winterjacke hängte ich an den Haken der Garderobe. Rasch das gelesene Buch abgegeben und auf ging es in den Bibliotheksraum, um nach den neuen Büchern zu schauen.
Sofort nahm mich die eigenartige Ruhe, die hier herrschte, gefangen. Bücher sind äußerlich still. Wie es ihnen innerlich ging, musste man schon selbst herausfinden. Das tat ich nur zu gern. Da entdeckte ich ein Buch von Wernher von Braun. Wer das war wusste ich damals nicht. Ich schlug es auf. Die Bilder und der Text nahmen mich sofort gefangen. Dort stand alles, was ich damals lesen wollte: Weltraumstation, Mondlandung, Marsmission.
Was für ein kraftvolles, ideenreiches und gut gestaltetes Buch. Mühevoll entfesselte ich mich schon nach kurzer Zeit wieder, nur um mit dem Buch in der Hand einen geeigneteren Leseplatz zu suchen. An einem freien Tisch vor einem der großen Fenster, die den Blick auf den dunklen Stadtpark und den funkelnden Sternenhimmel darüber freigaben, setzte ich mich. Am Himmel tauchte die schmale Sichel des Mondes auf.
Und während ich lass und blätterte, schweiften meine Gedanken ab. Ich begann mir vorzustellen, mit einem dieser Braun'schen Raumschiffe zu reisen. Ich saugte die detailreichen, in kräftigen Farben gemalten, graphischen Darstellungen in mir auf. Und in meinem Kopf wurde alles real, dreidimensional, begreifbar, spürbar, schwerelos und einfach wunderbar leicht.
Dieser Moment war einer der intensivsten meines jungen Lebens. Dieses Buch, dessen Aussagen und Bilder tief in mir etwas in Schwingung brachten, legte ich nicht aus der Hand. Es war das Gefühl, eine Vision zu begreifen, etwas, das über die reine graphische Darstellung und über den textlichen Inhalt hinausging. Ich begriff augenblicklich dessen gewaltige Tragweite, die alles bisher Dagewesene sprengte.
Später erfuhr ich, dass genau diese Texte und Bilder dazu geführt hatten, dass Wernher von Braun und sein Team Milliardenbeträge der amerikanischen Regierung zur Verwirklichung eben dieser Träume bekamen.
Zusammen mit meiner Realschulklasse verfolgte ich Monate später gebannt die Landung der Apollo Mannschaft auf dem Mond. Es waren unsere Sternenwanderer dort oben; so weit weg, so weit wie nie jemand zuvor. Und Braun und sein Team haben dies ermöglicht. Haben die beste Technik dem Mut der Astronauten zur Seite gestellt. Haben alles Mögliche bedacht, alles Bedachte berechnet, alles Berechnete gemacht, alles Gemachte geprüft, alles Geprüfte verbaut, bis Rakete und Landemodul entstanden, die dieser gewaltigen Aufgabe standhielten. Einer Aufgabe, die sich Mensch und Technik nie hat zuvor unterwerfen müssen. Denn der Weltraum ist kalt, luftleer und lebensfeindlich. Die kosmische Strahlung wütet dort oben. Unsere Atmosphäre hält sie ab. Und das Raumschiff muss ebendies auch tun. Als sie schließlich zurückkehrten, unsere Astronauten, war Geschichte geschrieben. Und gleichzeitig pflanzten sie in die Köpfe der Menschen Ideen für die Zukunft.
Seitdem haben Raketen die Welt verändert. Fantasie besiegt alles, selbst die Schwerkraft der Erde und das bleiernde Denken der Zauderer.