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Aggregat - Personen - Biographien - Dornberger  

ROCKO DER WELTRAUMBUMMLER
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Der unbekannte Walter R. Dornberger

Generalmajor a.D. Dr.-Ing. e.h. Walter Hugo Heinrich Robert Dornberger (06.09.1895 bis 26.06.1980) kennt die breite Öffentlichkeit fast nur aus seinem Buch von 1955 „V2 – Der Schuss ins Weltall“, das er bereits in weiten Teilen in englischer Gefangenschaft schrieb. Hier sind seine persönlichen Erlebnisse vorrangig aus den Anfängen der Flüssigkeitsraketenentwicklung beim Deutschen Heereswaffenamt bis zum Ende des zweiten Weltkriegs autobiographisch abgehandelt. Sein Leben und Wirken davor und erst recht danach mit seinen zwei Ehen und einer Tochter aber liegen tief im Verborgenen. Sicher weiß man über einige seiner Arbeiten in den USA, vorrangig bei Bell Aircraft Corp.  am „geflügelten Raumschiff“, wodurch er zum Vater des Space Shuttles avancierte oder erfährt punktuell von seinen einzigartigen Auszeichnungen, die man ihm weltweit antrug. Die Einträge in den Suchmaschinen der Neuzeit sind generell mit weniger Zeilen und Inhalt gefüllt, als sein „Untergebener“ aus Peenemünder Zeit Wernher Freiherr von Braun. Und viele der Einträge sind schlichtweg falsch…

Ich will heute, an seinem 125. Geburtstag, in Anlehnung der Vorgehensweise des Dokumentaristen Ken Burns einen Abriss aus seinem Leben vorstellen und, das kann ich versprechen, nur mit Neuigkeiten aufwartet. Einzig Originalzitate nutzend wird das Nachfolgende für manche Leser etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen. Doch in der nachschreibenden Geschichtsforschung ist diese Arbeitsweise recht einprägsam (siehe z.B. das phantastische Werk „1919 – Fiktion“ von Herbert Kapfer): Nur das Originalzitat spricht für sich (einige wenige überleitende „Klammern“ muss ich selbstverständlich einfügen), doch weder Wertungen noch Beurteilungen des Autors sollen das beschriebene Leben der betreffenden Person stören. Denn das sollten wir doch dem einzelnen mündigen Leser selbst überlassen, der es liest…

 „Unser Walter kam dadurch, dass ich an Keuchhusten erkrankte und der Husten mich sehr quälte 14 Tage früher zur Welt, als wir ihn erwartet hatten. Er war zarter wie Max, wog nur 6 Pfund, und schrie fast gar nicht. Er nahm sein Däumchen und war still vergnügt, nur stellte sich bald heraus, dass, wenn er einmal ins Schreien kam, er sich nicht wieder beruhigen ließ. Wenn er früh morgens eher wach wurde, als ich sein Milchfläschchen warm hatte, da nahm er die Flasche nicht mehr, ich konnte anstellen was ich wollte. Er brüllte stundenlang, bis er endlich wieder einschlief. Und auch als er älter wurde, wenn er seinen Willen nicht bekam, fing er an zu schreien, und da halfen keine Prügel, kein Zureden, nichts. Er wusste dann meistens gar nicht mehr warum er schrie, - er schrie eben. Aber sonst war er ein braves Kind, und machte nicht viel Mühe. Eine Eigenschaft hatte er aber auch schon von klein auf. Er wollte stets von Allem das größte Stück und das Beste. Und da er das nicht immer bekommen konnte, wollte er dann gar nichts, und war aber dann auch zufrieden, wenn er nichts bekam. Was habe ich mir für Mühe gegeben ihm das auszutreiben, aber es nützte alles nichts und kommt diese Eigenschaft auch heute noch ab und zu zum Vorschein. Jetzt kann man es öfter als gesunden Egoismus oder auch Ehrgeiz bezeichnen, aber die Mutter hört dann doch immer das allbekannte: „Wenn ich das nicht bekomme, dann will ich lieber gar nichts“. Wie oft hat er sich damit schon geschadet, aber gelernt hat er nicht viel daraus.“
(Zitat aus „Chronik der Familie Dornberger“, Hedwig Dornberger, 1935)

 

Die drei Brüder zog man alle in den Ersten Weltkrieg ein. Mutter Hedwig gab ihnen vierblättrige Glückskleeblätter mit – die von Max und Walter existieren noch! – und so konnte die Familie ihre Söhne nach dem Krieg wieder glücklich zu Hause begrüßen.
Am 14.03.1920 aus der französischen Gefangenschaft kommend, musste sich Walter „am 23. März in Oldenburg melden. Er war dann in Garnison in Wolfenbüttel und Minden. Er machte dort seine Wehrkreisprüfung, die er als 3.-bester bestand und kam darauf als Reichswehroffizier zum Studium auf die Technische Hochschule in Charlottenburg. Er studierte hier 4 Jahre, machte ein sehr gutes Examen als Diplom-Ingenieur und wurde als er sein Dr.-Examen noch machen wollte, auf Wunsch von General Becker auf den Schießplatz Kummersdorf befohlen, um eine Erfindung weiter auszubauen fürs Reichsheer. Da hat er 4 Jahre gearbeitet, 2-mal sein Leben fast dabei verloren, indem ihm beim ersten Mal eine Kiste, die leichtsinniger Weise von einem anderen Truppenteil auf einem hohen Gerüst stehen gelassen worden war, durch einen Sturm auf den Kopf fiel. Ein Schädelbruch und eine schwere Gehirnerschütterung waren die Folge.“
(Zitat aus „Chronik der Familie Dornberger“, Hedwig Dornberger, 1935)

„Standort Lazarett Berlin meldet 10.7.:
Hauptmann Dornberger, Rw.M.Wa Prfw.1 wurde hier heute mit einer Kopfquetschwunde ohne Zeichen einer Hirnverletzung eingeliefert.
Die Röntgenaufnahme zeigt einen feinen, örtlich begrenzten Knochensprung, so dass längere Bettruhe erforderlich ist.
Wiederherstellung der Dienstfähigkeit ist in 5-6 Wochen zu erwarten.
Ursache: eine aus 15 m Höhe herabfallende Kiste.
Wehrmachtsabteilung.                                   Den 18.7.31.“
(BArch Freiburg, Pers 6/1189)

„Beim zweiten Male entzündete sich bei einer Pulver-Untersuchung ein Geschoss und setzt Walter in Brand, mit furchtbaren Brandwunden im Gesicht, auf den Händen und den Armen kam er in´s Lazarett.
Walter hat nach seiner Wiederherstellung an seiner Arbeit weiter geschafft, bis sie soweit war, dass sie in der Truppe ausgeprobt werden konnte. Da er nach 8-jährigem Fernsein von der Truppe, einmal wieder dahin zurück musste, kam er als Hauptmann, als Batterieführer 1934 nach Königsbrück um seine Sache dort aufzustellen. Er war inzwischen ins Reichswehrministerium versetzt worden und bekam als große Anerkennung für seine Tätigkeit den ersten Dr.-Ing. ehrenhalber im 3. Reich von der Waffentechnischen Fakultät der Charlottenburger-Hochschule.“
(Zitat aus „Chronik der Familie Dornberger“, Hedwig Dornberger, 1935)

Der Dekan der Fakultät für allgemeine Technologie der Technischen Hochschule Berlin, Professor General Becker, begründet in seinem Anschreiben vom 05.03.1935 an Walter Dornberger den Ehrendoktor: „Die Fakultät, die diese Ehrung hiermit zum ersten Male vornimmt, will durch die Verleihung des Ehrendoktortitels an Sie ihrer Anerkennung und ihren Dank Ausdruck geben für die Verdienste, die Sie sich um die wissenschaftliche und technische Förderung des von Ihnen vertretenen Arbeitsgebietes erworben haben.“
In der Urkunde wird es inhaltlich noch genauer: „Herr Dornberger erhielt die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber auf Grund seiner erfolgreichen Arbeiten über die Messung der Ausströmgeschwindigkeiten von Gasen bei hoher Temperatur und der hierbei auftretenden Rückstoßkräfte.“
(Zitate aus Schriftverkehr und Verleihungsurkunde; Nachlass Walter Dornberger)

Nun will ich zeitlich 13 Jahre weiter bis ans Ende des Zweiten Weltkrieges springen.
 „Bei … meinen Besuchen im Mittelwerk, hatte ich nie den Eindruck, dass die Häftlinge im Werk irgendwie besonders schlecht oder sogar unmenschlich behandelt wurden. Sawatzki´s Auffassung, die er mir mehrmals auseinandersetzte, war, dass wer schlecht behandelt würde und darüber hinaus auch noch unterernährt sei, nicht voll arbeiten könne. Er hat viel für die Häftlinge getan. Ich erinnere mich z.B. an die Erhöhung der Häftlingsrationen, an die Häftlingskapelle, die in einem der Querstollen während der Mittagspause spielte. Außerdem daran, dass wir kaum Sabotagefälle hatten – jedenfalls wurden mir sehr wenige zur Kenntnis gebracht – eine Sache, die bei einem so komplizierten Gerät durchaus und leicht möglich gewesen wäre. Im Gegenteil einige technische Verbesserungsvorschläge durch Häftlinge wurden übernommen und eingeführt. …
Der Kommandeur meiner V2-Einsatztruppe (Oberst Hohmann) meldete mir eines Tages, er habe von Kammler den Befehl bekommen, einen in der Nähe des Mittelwerkes gelegenen Steinbruch zur Sprengung vorzubereiten. Auf seine Frage, warum das geschehen solle, hat ihm Kammler geantwortet, dort sollten die Häftlinge getötet werden, die an der V2-Produktion beteiligt waren, damit sie nicht in Feindeshand fielen. Ich habe daraufhin Kammler angerufen und habe ihm meine Eisenbahn- und Transporttruppe zum Abtransport der Häftlinge zur Verfügung gestellt. Darauf ist Kammler eingegangen….
Als mein Stab, sowie die Luftwaffen- und Heeresverbände, die mir unterstanden, in der Nacht zum 6. März von Bad Sachsa nach Bayern abrückten, wurde mir von meinem Transportoffizier gemeldet, dass Transportzüge mit Häftlingen nach Norden im Abrollen waren.“
(Zitat aus „Zeugenheft Dornberger“; Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Rep 299, Ermittlungssache Bischoff, Sander und Busta, 1968/69)

Walter Dornberger wurde nach Kriegsende von amerikanischen Sicherheitsoffizieren nach England verschleppt. Nach seiner Überstellung in den USA arbeitend durfte er seine Arbeitsstätten vorerst nicht verlassen. Wenn er privat ins Ausland verreisen wollte – sogar später noch, als er bei der Firma Bell angestellt war – stellte man ihm immer amerikanische Militärpolizei in Zivil als Begleitung zur Seite.
„Am 06.08.1945 wurde ich, angeblich zu Besprechungen, nach London geflogen, wo ich sofort in ein englisches Kriegsgefangenenlager für Generale eingeliefert wurde. Eine formelle Übergabe von Seiten der Amerikaner an die Engländer ist meines Wissens nicht erfolgt; zumindest habe ich keine Bescheinigung hierüber erhalten. Ich sollte wegen der Entwicklung der V-2 von den Engländern als Kriegsverbrecher nach Nürnberg gebracht werden. Nach Einsatz der amerikanischen Atombombe auf Japan wurde diese Absicht jedoch fallen gelassen und ich verblieb bis zum 20.07.1947 im P.o.W. Camp 11 in Bridgeend, Glamorgan, England, zusammen mit ungefähr 250 deutschen Generalen, darunter die Generalfeldmarschälle von Rundstedt, von Brauchitsch und von Kleist.
Am 20.07.47 wurde ich, ohne dass ich irgendwelche Überweisungspapiere erhielt, an zwei amerikanische Offiziere in London abgegeben, die mich nach Frankfurt flogen. Im dortigen Hauptquartier machte man mir das Angebot nach den Vereinigten Staaten als Berater der U.S. Luftwaffe zu gehen. Nachdem ich mich weigerte, da ich weder Entlassungspapiere hatte, noch die Verhältnisse übersehen konnte, wurde ich in Gewahrsam unter Bewachung in einem Lager in Bremerhaven gehalten und am 23.07.47 auf dem U.S. Army Schiff „General Alexander“ eingeschifft. Dort erhielt ich meine vordatierten Entlassungspapiere (Einschub aus einem anderen Schreiben: mit seiner gefälschten Unterschrift versehen) und unterzeichnete nach langen Verhandlungen einen vorläufigen Vertrag mit der U.S. Airforce, mich bereiterklärend, nachdem ich nunmehr aus der ehemaligen deutschen Wehrmacht entlassen war und ich bereits auf hoher See war, als Berater nach den Staaten zu gehen. ...
Abschließend möchte ich also feststellen, dass ich mich bis zum August 1954 in einer Art von Internierungszustand befand, der mir meine volle Bewegungs- und Handlungsfreiheit nicht erlaubte.“
(Zitat aus „Eidesstattliche Erklärung“, 08.02.1955, Nachlass Walter Dornberger)

Hierzu sind zwei Fakten zu erwähnen: Zum einen ist heute bekannt, dass Kammler noch längere Zeit nach dem Krieg in den USA überlebte und verhört wurde. Damit war es möglicherweise für Dornberger der Freibrief. Andererseits musste man bei Besuchen in Deutschland auch damit rechnen, dass Dornberger mögliches Entführungsopfer von sowjetischen Geheimdiensten werden könnte.

Einen bisher unterbelichteten Einblick in seine Arbeiten bei der Firma Bell Aircraft Corp. mit weiteren 13 Deutschen, die vorrangig in Richtung „Raumgleiter“ gingen, musste ich bei der Recherche in deutschen Fachblättern konsternieren. Im Gegensatz dazu gibt es in der amerikanischen Tages- und Fachpresse eine unglaubliche Vielzahl an Aufsätzen, Fachartikeln oder Meldungen, die Walter Dornbergers Schaffen dokumentieren. Mit seinen grundlegenden Arbeiten zu geflügelten mehrstufigen Raumfahrsystemen avancierte er nicht nur zum wahren Vater des „Space Shuttles“, sondern man beehrte ihn ebenfalls mit den entsprechenden Auszeichnungen, wie z.B. der ersten „Eugen-Sänger-Medaille“ im Jahre 1966.

„27. JANUAR 1958, BELL AIRCRAFT NEWS, Seite 3
Deutsche Gehirne arbeiten für die amerikanische Verteidigung
Hunderte von in Deutschland geborenen Wissenschaftlern, die einst Hitlers Deutschland zum Weltmarktführer auf dem Gebiet der Raketentechnik verholfen haben, leisten jetzt wertvolle Beiträge zur amerikanischen Verteidigung, indem sie für die Streitkräfte und die Industrie dieses Landes arbeiten.
Viele der Experten wurden kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Operation Paperclip der US-Armee in die USA gebracht. Andere kamen später, nachdem sie von ehemaligen Kollegen kontaktiert wurden, die bereits in den USA arbeiteten.
Vierzehn der übernommenen Spezialisten sind derzeit in der Forschung und Entwicklung von Raketen oder in verwandten Projekten bei der Bell Aircraft Corporation tätig. Einer aus der Gruppe - Dr. Walter Dornberger, jetzt technischer Assistent von Bell-Präsident Leston Faneuf - leitete von Anfang an die gesamte militärische Raketenentwicklung Deutschlands.
Die anderen sind:
Martin Drexhage, Entwicklungsingenieur, Abteilung Raketentriebwerke.
Dr. Werner Fricke, Leitender Ingenieur Akustik und Optik, Abteilung Spezialwaffen.
Dr. Johannes Goerner, Elektronikingenieur, Avionik.
Herbert Guendel, Ingenieur in den General Engineering Laboratories für Spezialwaffen.
Dr. Karl Hartmann, Elektronikingenieur, Avionik, Automatic Landing System Group.
Dr. Günther Haase, Entwicklungsingenieur, Abteilung Raketenanalyse.
Heinz Mueller, technischer Berater, Raketenabteilung.
Johannes Prast, Elektronikingenieur, Avionik, Electrical Design.
Rudolph Reichel, Designspezialist, Vorentwurf für Spezialwaffen.
Dr. Theodore Rossmann, leitender analytischer Ingenieur, Raketenforschungsabteilung.
Dr. Helmut Schlitt, Direktor von Inertial Guidance, Avionics Development Laboratory.
Dr. Johannes Schwab, Abteilungsleiter, Abteilung Fluggeräte.
Dietrich Singelmann, technischer Berater, Raketenentwicklung.
Acht dieser Experten waren während des Krieges in die Arbeit der Raketenforschungsstation des Heereswaffenamtes in Peenemünde eingebunden, der einzigartigen Institution, die eine Rakete herstellte, die die Schallgeschwindigkeit überschritt.
Unter Dornberger in Peenemünde arbeiteten sieben weitere Ingenieure, die jetzt bei Bell sind. Fünf von ihnen, Drexhage, Guendel, Hartmann, Schlitt und Schwab, waren direkt mit dem V-2-Programm verbunden. Zwei weitere, Haase und Reichel, arbeiteten dort am Flugabwehrraketenprojekt Wasserfall…“

In der Familienchronik analysiert Hedwig Dornberger auch die Charaktere ihrer Kinder, aus welchem Familienzweig sie ihre Eigenheiten vererbt bekamen und stellt zu Walter fest: „Die zusammengewachsenen Augenbrauen, die mein Vater, Walter und ich haben, stammen aus der Hugo´schen Familie, während Walter die Mundfertigkeit von seiner Dornbergers Großmutter geerbt hat, und die Jagdleidenschaft aus der Familie Keiner hat. Das Fabulieren und auch manchmal beim lebhaften Erzählen etwas ausschmücken und den Humor hat Walter von seinem Roltschens Urgroßvater.“
Dornbergers trockener Humor war in der Familie und unter Freunden legendär. Und so muss ich auch permanent schmunzeln, wenn er z.B. in den privaten Briefen an Wernher von Braun die zu entwickelnden Raketen als „Gurken“ bezeichnet oder charmant schließt: „Bitte grüßen Sie Ihre Eltern… Legen Sie mich Ihrer Gattin zu Füßen und empfehlen Sie mich Ihrer Fräulein Tochter…“ Zu diesem Zeitpunkt war Iris Careen ein Jahr alt…

Seinen Humor durfte er in der Vereinigung der Schlaraffen im Reych Nr. 182 Bisona (Boston) als Rocko der Weltraumbummler ausleben.
 „Am 11.01. a.U. 92 (entspricht 1951) erscheint in unserem Schmierbuch zum ersten Mal der Name Dr. Walter Dornberger, der später als Ritter Rocko der Weltraumbummler eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Raumschifffahrt war in der Entwicklung begriffen und Ritter Rocko, in seiner Eigenschaft als wissenschaftlicher Leiter und Berater einer Firma, führte uns eine Reihe seiner Mitarbeiter als Sassen zu. Wie er uns sagte, war er beim Einstellen dieser Ingenieure und Physiker nicht nur darauf bedacht, dass sie für die Firma, sondern auch für Bisonia geeignet seien! Dieser Zuwachs und weitere neue Sassen führten das Reych zu einer Nachkriegsblütenzeit.“
(Zitat aus Nachruf aus Bisonias „Derer Schlaraffen Zeyttung 7/121“)

„Dr. Walter Dornberger                                  Im Trutz 35
                                                                    D-6000 Frankfurt A.M.
                                                                    Tel. 72-86-90
                                                                    26. October 1979
Mein letzter Wille
Für den Fall meines Todes bestimme ich:
Walter Robert Dornberger, geb. 6.9.1895 in Giessen/Hessen Kreuzplatz 2
1.) dass meine sterblichen Überreste eingeäschert werden und dass die Urne auf dem Neuen Friedhof in Giessen in der dortigen Grabstätte meiner Eltern, des verstorbenen Apothekerbesitzers Hermann Dornberger und seiner gleichfalls verstorbenen Ehefrau Hedwig, geb. Roltsch, in aller Stille beigesetzt wird.
2.) dass meine innigst geliebte Ehefrau Doris Dornberger, geb. Haas, geboren 13.6.1915 in Frankfurt/Main, wohnhaft Frankfurt/Main, Im Trutz 35 meine Universalerbin ist.“
Unterschrift
(Testament im Nachlass Walter Dornberger)

In kompletter Missachtung seines „Letzten Willens“ beerdigte seine zweite Frau Doris ihn in Obersasbach…

Ich habe mich seit über zwanzig Jahren auf den Spuren der Person Walter Dornberger begeben. Viele schöne Zufälle und Zusammentreffen mit Personen, die Dornberger persönlich kannten oder zur Familie gehörten, bescherten mir einen solch riesigen Fundus, dass ich in nächster Zeit in einer Biographie die Geschichte der Familie Hermann Dornberger aus Weimar kommend veröffentlichen werde. Darin natürlich die Erlebnisse der drei Brüder Max, Walter und Wolfgang, die beide Weltkriege als Offiziere aktiv mit- und überlebten. Dreh- und Angelpunkt war stets die Pelikan-Apotheke in Gießen mit ihren Leitern in der Reihenfolge Hermann, Max und Horst. Hierher zog es die Söhne immer wieder zurück. Sehr bezeichnend auch die Arbeit von Wolfgang Dornberger in einer Freimaurerloge, seine Entlassung aus dem Reichsnährstand, der Aufbau seiner Geflügelzucht und sein Prozess vor dem Arbeitsgericht Frankfurt 1935.
Ich möchte diesen Artikel nutzen, um Außenstehende anzusprechen, mir bei meiner weiteren Suche nach Akten, Dokumenten, Abbildungen und Memorabilien VON Walter Dornberger zu unterstützen. Ich fand z.B. Teile seiner Uniform aus dem 2. WK kürzlich in den USA im Auktionshaus versteigert, weiß um abhanden gekommene originale Ernennungsurkunden aus einem deutschen Landesarchiv oder suche nach seinem goldenen Hermann-Oberth-Ehrenring. Dieses alles wieder zu beschaffen und einer Ausstellung im Rahmen einer Stiftung zuzuführen, habe ich mir insgesamt zum Ziel gesetzt. Und diese Stiftung  (Arbeitstitel „Deutsche Pioniere der Raketentechnik“) läuft gut an!
So Sie, liebe Leserschaft, mich kontaktieren wollen, habe ich eine Emailadresse angelegt:
walter-robert-dornberger(et)gmx.de.

Ich freue mich auf Ihre Hinweise.


© Olaf Przybilski, im Sommer 2020

 

Dr. Dornberger bei Bell Aircraft Corp.; ©Bell Archiv Niagara Falls
 
 

Bild der drei Brüder 1908; aus der „Chronik“
 

Walter Dornberger im Lazarett Tempelhof am 03.04.1932; aus Fotoalbum Max Dornberger
 

Dornberger mit seinen deutschen Mitstreitern Guendel, Haase und Schwab bei Bell mit der GAM-63A Rascal Rakete; © Bell-Bild 156181-8
 

Walter Dornberger, Ritter Rocko aus Bisonias „Derer Schlaraffen Zeyttung 7/121“
 

Todesanzeige Walter Dornberger